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FUNDSTÜCKE


Geboren ist Stephan Schwarz 1968 in Kärnten, aber schon seit langer Zeit leibt und lebt er in Wien. Nachdem ihn sein Weg - durchzogen von tiefen Schnitten - durch viele Ebenen und Möglichkeiten des Lebens führte, zeichnete es sich immer deutlicher ab, dass er nun seine gesamte Energie der Kunst widmet. Zwischen Fotografie, Film, Installation, Intervention changiert sein Ausdrucksbereich. Licht, Akkustik, Worte, Formen, Tempi, Rhythmus, Geschichten, Menschen, Landschaft, Welt. Dabei stößt er auf Grenzbereiche wie z.B. die Pfeifsprache und einiges mehr. Betrunken von seinem Herzblut für den künstlerischen Ausdruck agiert er dabei gesellschaftskritisch und -sensibel.


Stephan Schwarz Oeuvre dreht sich im Kern um den Prozess des Findens und Auf-findens. Wie in den meisten seiner Arbeiten steht das Finden am Anfang - ein Nebenprodukt seiner Bewegung durch die Welt und dabei doch Hauptsache. Seine Fundstücke - die sowohl Gegenstände als auch Stimmungen, Situationen, Geschichten und Emotionen sein können - sind seine Ausgangsbasis. Aber dabei sucht (!) er eigentlich nichts, allein die Poesie der Dinge. Eine Art Sammeltrieb befeuert seinen Weg. In fast kindlichem Staunen betritt er die unterschiedlichsten „Räume“ und entdeckt im kleinsten unscheinbarsten Teil einen Ausschnitt der Welt. Seine stetige Reise bringt ihn auch an Unorte und sämtliche Zwischenräume, die ihn faszinieren. Hinzu kommt ein gewollter Zufall, man könnte es auch einen kalkulierten Zufall nennen, welcher zum Arbeitsprinzip wurde. Dieser Zufall, dessen Kalkül sich im Sammeln von gefundenen Objekte darstellt, sorgt immer wieder für „die“ Begegnungen die dann seine Arbeiten ausmachen. Obwohl in seiner eigenen Welt, trifft er den bzw die Menschen in zahlreichen Momenten immer auf sehr nahe Art und Weise. Man kann nur kreativ und innovativ sein indem man mit den Menschen spricht. Und immer wieder wird er angezogen vom poetischen Glanz des Lebens.


Stephan Schwarz nicht zielgerichtetes scheinbares Suchen wird belohnt mit dem Finden. Das Finden wiederum wird vordergründig von zwei Aspekten beeinflusst: Ästhetik und Emotion. Diese Filter der Wertebestimmung sind durch die Biographie bestimmt und stark Lebensumwelt abhängig.


Die Unvollständigkeit und das Brüchige begreift Stephan Schwarz als für ihn „echte“ Schönheit – weil für ihn das Unfertige bzw. wieder Verlorene die Faszination des menschlichen Seins ausmacht. Der Mensch als Stückwerk. Durch seinen Kunstoutput kann am Ende auch der Betrachter erkunden und sich in das feingliedrige Beziehungsnetz seiner Figuren und in die langsam – wie ein Gewitter - aufziehenden Geschichten hinein fallen lassen.

Meistens dreht es sich in unserer Welt um Größer oder Kleiner, Effizienter sein. Stephan Schwarz läuft oft dagegen an, fügt dem aber immer etwas Konstruktives hinzu. Bei allem Protest geht er einen Schritt weiter und verharrt nicht im „nein“. Er kämpft gegen die Gleichschaltung an und wirft dabei immer einen Blick hinter die heile Welt und Verklärung. Poesie, mit feiner Analyse spürt man in seinen Arbeiten. Er vertritt ein Menschsein mit einem UND statt einem ABER.


Das Plötzliche, das Spontane, der Zufall. Schwarz spricht über Kräfte welche sich aus dem Moment entwickeln, welche Bewegung entstehen lassen können und Energien freisetzen. Diese Energien versucht er mittels seiner Werke weiterzugeben, zu teilen. Er geht jedoch nicht so weit die Richtung der freigesetzten Bewegung bestimmen zu wollen. Es obliegt der Freiheit des Betrachtenden die ausgelösten Emotionen in Sprache zu übersetzen.


Seine Arbeit sind der Prozess. Ein Werk ist nämlich so viel mehr als das schlussendlich Sichtbare – meist als "fertig" bezeichnete - Endprodukt – doch es dreht sich im Verkauf am Kunstmarkt meist nur um dieses Ergebnis – das Endwerk. Diese Bedingungen für Künstler in der westlichen Welt beobachtet und hinterfragt Schwarz. Er sucht die Transformation durch das Werkzeug der Kunst.

Seine Flamme lodert auch wenn sie manchmal durch die äußeren Gegebenheiten zu ersticken droht.






Text : Eisenhut/Reiner